Sie sind Anbieter von Gesundheits-, Pflege- oder Sozialdienstleistungen? Jetzt hier eintragen!

Herr Meyer spricht verwaschen

Herr Meyer spricht verwaschen

Herr Meyer spricht verwaschen

Problem

Herr Meyer spricht verwaschen und hat einen hohen Blutdruck

Herr Meyer, 55 Jahre alt, arbeitet ganztags im Büro. Sein Arbeitsalltag ist von Stress geprägt. Er hat einen hohen Blutdruck und ist Diabetes-Patient. Vorsorgeuntersuchungen des Herzkreislaufsystems nimmt er nicht wahr. Herr Meyer isst in der Mittagspause meistens Fertiggerichte. Sport treibt er nach der Arbeit wenig. Eines Abends klagt er über Schwindelgefühle und Lähmungserscheinungen. Seine Umwelt nimmt er verschwommen wahr. Er klagt über starke Kopfschmerzen. Die Sprache ist verlangsamt und wirkt verzerrt. Es könnte ein Schlaganfall sein.

Bedarf

Seine Ehefrau reagiert sofort. Frau Meyer überprüft die Funktion von Gesicht, Armen und der Sprache.

Kann er lächeln?
Kann er beide Arme heben und oben halten?
Kann er einen einfachen Satz verständlich formulieren?

Sie ruft sofort Hilfe, wählt die 112 und meldet der Rettungsleitstelle „Verdacht auf Schlaganfall“.

Die Ehefrau redet mit ihrem Mann und versucht ihn zu beruhigen. Sie löst den Krawattenknoten. Nun kann er frei atmen. Frau Meyer stützt ihn bis zum Eintreffen des Notarztes ab.

Herr Meyer wird im Krankenhaus auf eine spezielle Schlaganfallstation, einer sogenannten Stroke Unit, eingeliefert. Er wird am Kopf und am Herzen untersucht. Wenn in der unmittelbaren Umgebung keine Stroke-Unit vorhanden ist, wird mit einem Neurologischen Zentrum Kontakt aufgenommen. Eventuell findet eine Verlegung statt.

Es gilt den Verschluss des betroffenen Blutgefäßes zu beseitigen. Es zählt jede Minute, um eine bleibende Schädigung des Gehirns und der gelähmten Körperhälfte auszuschließen. Das Gehirn wurde kurzzeitig mit nicht genügend Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Der klassische Schlaganfall.

Um die geschwächte Seite von Herrn Meyer aufzubauen wird noch in der Klinik Physio –und Ergotherapie angeordnet. Herr Meyer weist keine Schädigung seiner Schluckfunktion auf. Somit muss er sich keiner logopädischen Behandlung unterziehen.

Medizinische Rehabilitation für die weitere Mobilisation

Im unmittelbaren Anschluss an den Klinikaufenthalt nimmt Herr Meyer eine stationäre Rehabilitationsmaßnahme in einer speziellen Klinik auf. In diesem Zusammenhang sollte man immer von seinem Mitspracherecht bei der Klinikauswahl Gebrauch machen. Schlaganfälle können einen großen Einfluss auf das Gefühlsleben des Betroffenen entfalten. Herr Meyer nimmt die psychotherapeutische Sprechstunde in der Klinik in Anspruch.

Am Ende der Rehabilitationsmaßnahme gilt es nun die gelernten Übungen in den Alltag zu überführen. Mit dem Hausarzt bzw. Neurologen wird die weitere Therapie und Medikamenteneinnahme besprochen. Die Familie ist für eine weitere Unterstützung wichtig.

Neben der klassischen medizinischen Rehamaßnahme kann auch die medizinisch-berufliche Rehabilitation in Betracht kommen. Ziel der Maßnahme ist es die Person wieder schrittweise an die Arbeitsbelastung heranzuführen.

Auch die Zeit nach der Rehabilitation will vernünftig geplant werden.

Sozialdienst der Klinik als Unterstützung für die Zeit nach der Reha

Der Sozialdienst berät über die Möglichkeiten der Unterstützung zu Hause. Mögliche Fragestellungen können Folgende in diesem Zusammenhang sein:

  • Braucht Herr Meyer zukünftig Unterstützung von einem ambulanten Pflegedienst?
  • Steht Herrn Meyer ein Grad der Schwerbehinderung zu?
  • Hat Herr Meyer gegebenenfalls Anspruch auf Rente?
  • Wie wird es beruflich für Herrn Meyer weitergehen?

Um Leistungen zum beruflichen Wiedereinstieg zu erhalten, ist eine gewisse Eigeninitiative gefordert. Leistungen können zum Beispiel technische Hilfsmittel für den Arbeitsplatz oder Arbeitsassistenzen sein.

Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben

Unterschiedliche Anlaufstellen kommen für die Finanzierung und Beratung im Bereich der beruflichen Rehabilitation in Betracht.

Kostenträger und Beratung:

Beratung:

Zukünftig auf die eigene Gesundheit achten

Um weiteren Schlaganfällen vorzubeugen, sollte fortan bei Herrn Meyer weniger Stress und mehr Sport und eine gesündere Ernährung im Vordergrund stehen. Cholesterin und andere Ablagerung können nämlich schnell wieder zum Gefäßverschluss führen. Der Blutdruck sollte öfter mal beim Hausarzt kontrolliert werden.

Neben geplanten sportlichen Einheiten, 3-mal in der Woche 30- 45 Minuten, kann Bewegung auch im Alltag einfach integriert werden. Anstatt den Fahrstuhl zu benutzen, nimmt Herr Meyer fortan die Treppen.

Für die soziale Wiedereingliederung können unterschiedliche Angebote genutzt werden.

Unterstützung in der Selbsthilfe und Beratung suchen

So bestehen unter anderem die Möglichkeiten sich in Selbsthilfegruppen auszutauschen oder entsprechende Beratungsstellen und Stiftungen zu kontaktieren. Sie bieten Vorträge und Seminare an. Ein digitaler Austausch ist zum Beispiel über das Schlaganfall- Forum möglich. Für das Thema Aphasie- Sprachstörungen als mögliche Folge eines Schlaganfalls gibt es separate Anlaufstellen.

Weitere Maßnahmen zur sozialen Wiedereingliederung könnten behindertengerechte Fahrdienste, spezielle Wohnangebote oder Assistenzen für Personen mit erworbener Hirnschädigung darstellen. Weitere Informationen finden Sie unter den Hilfsangeboten am Ende des Fallbeispiels.

Herr Meyer will auch seine Familie und Nachbarn für das Thema Schlaganfall sensibilisieren. Sie überlegen gemeinsam ob gewisse Hilfsmittel für Herrn Meyer Sinn machen könnten.

Hilfsmittel und Wohnraumanpassung prüfen

Die Kranken- und Pflegekassen beraten zu Hilfsmitteln. Das gesamte Wohnumfeld sollte überprüft werden. Hier helfen die ehrenamtlichen Wohnraumberater. Diese prüfen beispielsweise, wo spezielle Handgriffe angebracht werden müssen. Eine gewisse Sicherheit in den eigenen vier Wänden ist wieder vorhanden.

Das Fallbeispiel wurde in Zusammenarbeit mit der Schlaganfallselbsthilfegruppe „Die Optimisten“ und der Beratungsstelle für Menschen mit erworbener Hirnschädigung Mittelfranken der Rummelsberger Diakonie erstellt.

Lesetipps

Möchten Sie noch mehr zum Thema lesen? Wir haben Ihnen einige Lesetipps zusammengestellt. Nutzen Sie auch die Rubrik “weitere Informationen” am Ende des Ratgebers.

Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe: Schlaganfall. Informationen für Betroffene und Interessierte. 1. Auflage. Hg. v. Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe. Gütersloh. Online verfügbar unter https://www.schlaganfall-hilfe.de/de/service/publikationen/publikation/did/basisbroschuere-schlaganfall-1, zuletzt geprüft am 24.03.2020.

Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe (2020): Jeder Schlaganfall ist ein Notfall. Symptome erkennen und richtig behandeln. 2. Auflage. Hg. v. Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe. Online verfügbar unter https://www.schlaganfall-hilfe.de/de/service/publikationen/publikation/did/aphasie, zuletzt geprüft am 24.03.2020.

Hilfsangebote

Folgende Hilfsangebote können in Situationen wie der von Herrn Meyer weiterhelfen:

Weiterführende Informationen

Hier finden Sie weiterführende Informationen zum Thema:

Skip to content