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Ein Angehöriger als Pflegender

Ein Angehöriger als Pflegender

Ein Angehöriger als Pflegender

Ein Angehöriger als Pflegender: Die Hälfte der Pflegebedürftigen in Deutschland werden von Angehörigen gepflegt

In Deutschland leben etwa 3,4 Millionen pflegebedürftige Menschen — etwa die Hälfte dieser 3,4 Millionen wird ausschließlich von Angehörigen gepflegt. Ein Angehöriger als Pflegender ist wichtig und steht stellvertretend für Deutschlands größten Pflegedienst. Und die Situation für diese Menschen ist eine ganz andere, als für professionelle Pflegekräfte: Es besteht eine tiefe Verbundenheit zum Pflegebedürftigen, ein größeres Verantwortungsgefühl, der emotionale Abstand zwischen Pflegendem und Pflegebedürftigem ist klein und gleichzeitig besitzt ein Angehöriger als Pflegender auch ein eigenes Leben mit Beruf, Familie und Freunden.

Aller Anfang ist schwer

Natürlich bedeutet die Entscheidung, als Angehöriger einen geliebten Menschen zu pflegen, große Veränderungen. Wiedergewonnene Nähe, zum Beispiel vom Sohn zur Mutter, kann sehr erfüllend sein. Dennoch sollte die Entscheidung gut überlegt sein — von beiden Parteien. Denn durch die ständige Nähe können Konflikte entstehen, die selbst gute Beziehungen belasten können. Von Anfang an sollten beide Parteien offen kommunizieren und die Bewältigung der neuen Lebensphase gemeinsam angehen.

Steht der Entschluss fest, sollte sich ein Angehöriger als Pflegender Zeit nehmen, sich in Ruhe auf die neue Situation einzustellen. Zunächst ist eine Beratung unverzichtbar: Pflegekassen sind gesetzlich dazu verpflichtet, über Leistungen, Anträge, juristische Aspekte oder Versorgungspläne zu beraten. Gleichzeitig sollte die pflegende Person einen Pflegekurs belegen. Hier lernen Teilnehmer zum einen das „Handwerkliche“, das sie für die Pflegetätigkeit brauchen, zum anderen kommen sie in einem Pflegekurs zum vielleicht ersten Mal mit Menschen in Kontakt, die in einer ähnlichen Situation sind.

Veränderte Rollenverhältnisse

In der Pflegesituation verändern sich häufig die Rollenverhältnisse der beteiligten Personen. Wenn Kinder ihre Eltern pflegen, waschen und Essen für sie kochen, fühlt sich das für die Eltern unnatürlich an, sie schämen sich und wollen ihren Kindern nicht zur Last fallen — die Eltern werden selbst wieder zu „Kindern“. Diese Situation birgt Konfliktpotenziale: Oftmals sehen Pflegebedürftige nicht ein, dass sie Hilfe benötigen und verweigern sich. Andersrum kann es passieren, dass sie in eine „Kleinkindrolle“ verfallen und sich hilfloser verhalten, als sie es eigentlich sind. Ein Angehöriger als Pflegender muss einen Mittelweg aus Hilfe und Unterstützung und gleichzeitig der Wahrung einer gewissen Autonomie finden. Bei der Pflege gilt immer: Was der Pflegebedürftige noch selbst leisten kann, soll er auch selbst leisten.

Einfühlungsvermögen

Für den pflegebedürftigen Menschen verdeutlicht die neue Pflegesituation die Veränderungen: Krankheit, körperliche Einschränkungen, der Verlust der Selbstständigkeit. Mit dieser Situation muss der Mensch umgehen, sie bedeuten mitunter großen seelischen Stress — mit dem sich auch der Pflegende auseinander setzen muss.

Gefühle von Minderwertigkeit, Nutzlosigkeit, Trauer, Bitterkeit und Verzweiflung müssen von der betroffenen Person verarbeitet werden. In diesem Prozess kann es häufig zu Anklagen, und Ausbrüchen von Neid und Zorn kommen, die auch gegen den Pflegenden gerichtet sein können. Neben den Pflegeaufgaben muss der Angehörige zu einer Art Seelsorger werden — was auch für den Pflegenden selbst zu einer großen Belastung werden kann. Der Pflegende muss es ernst nehmen, wenn der Pflegebedürftige aufhört, sich mitzuteilen, darf aber auch seine eigene Verfassung nicht ignorieren. Unterstützung können Pflegende in solchen Situationen bei Freunden und Nachbarn, in Selbsthilfegruppen, bei Geistlichen oder Psychotherapeuten suchen.

Hilfe durch Pflegedienste

Pflegedienste können für Angehörige bei der häuslichen Pflege eine hilfreiche Ergänzung sein und die Pflegenden womöglich etwas entlasten. Einen Überblick über verschiedene Leistungen und Angebote können Kranken- und Pflegekassen, Pflegestützpunkte, Kliniken und Ärzte geben. Mögliche Hilfestellungen sind zum Beispiel:

Grundpflege: Unterstützung bei der Körperpflege, Ernährung und Mobilität

Hausarbeit: Dienstleister helfen zum Beispiel beim Fensterputzen, Einkaufen oder Wäschewaschen

Häusliche Betreuung: Hilfen im Alltag, zum Beispiel bei Spaziergängen

Angehörige und Pflegebedürftige können Leistungen sehr individuell gestalten und kombinieren. Schon bei der Beratung geben Pflegedienste je nach Auswahl Kostenvoranschläge, sodass Leistungen und Zeiträume genau geplant werden können.

Tipps

Wägen Sie die Entscheidung sehr gründlich ab, ob eine häusliche Pflege durch Angehörige infrage kommt und überstürzen Sie sie nicht

– Nehmen Sie die Beratung von Kranken- und Pflegekassen in Anspruch, um sich über die Pflege genau zu informieren

– Lassen Sie sich auch von Pflegediensten über Angebote zur Unterstützung beraten

– Belegen Sie einen Pflegekurs, um sich auf die Pflegetätigkeit vorzubereiten und Kontakte zu Menschen zu knüpfen, die in einer ähnlichen Situation sind

– Wird die seelische Belastung für Sie oder die pflegebedürftige Person zu groß, zögern Sie nicht, die professionelle Hilfe eines Therapeuten zu suchen

Lesetipp

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Weiterführende Informationen

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